Hannover nach dem Krieg: „Constructa“ 1951

Die Siedlung Mittelfeld stellt in der Entwicklung des Wohnsiedlungsbaus in Hannover eine Besonderheit dar. Sie war mit dem Kreuzkirchenviertel die erste geschlossene Siedlung, die nach 1945 geplant wurde und hatte gleichzeitig Vorbildfunktion für den Wohnungsbau. Als Teil der Bauausstellung Constructa 1951 repräsentiert der Siedlungsbau die ersten Ansätze des industriellen Massenwohnungsbaus. Gleichzeitig nehmen Prinzipien der Gemeinschaftsentwicklung durch Raumgestaltung Einfluss, die bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden.

Das Städtewachstum seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit entsprechenden Wohnraumbedarfen für die Bevölkerung machte eine ganzheitliche Siedlungsplanung notwendig, die sich auf den Grundfunktionen von Städten begründete. Diese reduzierten die Stadtgestalter im Grunde das ganze 20. Jahrhundert hindurch auf die Funktionen: Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehrswege dazwischen.

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Gemeinschaft, wie sie sich in der Siedlungsplanung für Mittelfeld wiederspiegelt, benötigte in der damaligen Sicht einerseits Wohnungen und Gärten als private Rückzugsräume, einen Siedlungsplatz als gesellschaftlichen Treffpunkt und Marktplatz sowie ein Gemeinschaftshaus mit Schule. Die Gebäude um den Rübezahlplatz wurden dazu in den Erdgeschosszeilen mit Geschäftsflächen versehen.

Laden

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Die architektonische Gestaltung von Gebäuden und Grundrissen orientierte sich an den Bedarfen: Befriedigung von Grundbedürfnissen des Wohnens, schnelle Umsetzbarkeit durch Vorfertigung und gestalterische Schlichtheit (Dies wird besonders im Vergleich zur Berliner Wohnungsbauplanung an der damaligen Stalinallee – v.a. Zweiter Bauabschnitt – augenfällig, die zur selben Zeit entstand.). Bereits 1949 konnten die ersten Neumieter einziehen. Im heute denkmalgeschützten Bestand (1. Bauabschnitt) rund um den Rübezahlplatz wird auch die erste Planung als Anordnung um den Stadtplatz deutlich. Die weiteren Bauabschnitte in den folgenden Jahrzehnten ergänzen entsprechend die Siedlungsstruktur zwischen Messeschnellweg, Friedhof und Messegelände im Süden.

Markt

Mittelfeld wurde von der Hannoveraner Stadtverwaltung und dem damaligen Stadtbaurat vor dem Hintergrund der Bedarfe nach 1945 entworfen. Infolge einer stark zerstörten Innenstadt und der Zuwanderung aus den ehemaligen Ostgebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie bestanden in der Stadt große Bedarfe an Wohnraum. So sind die Straßen und Plätze der Siedlung nach schlesischen Orten bzw. mit entsprechenden Bezügen benannt.

Gemeindehaus mit Reihenhaeusern

In den 1950er Jahren fand auch in der Grundrissgestaltung ein Umdenken hin zu mehr Funktionalität und z.B. Verkleinerung der Küchen statt. In Mittelfeld finden sich zum Großteil noch Grundriss mit großen Wohnküchen und etwa gleichgroßen Wohnräumen.

Wohnkueche

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1_Zimmer_Wohnkueche

Die Standortwahl in Ergänzung eines älteren Baubestandes aus dem 19. Jahrhundert wurde Ende der 1940er Jahre bewusst in Messenähe getroffen, wo die Messeteile der Bauindustrie auf der Constructa ihren Platz fanden. So sollten die Wohngebäude in Mittelfeld einerseits als städtebaulichen Ausstellungsbeitrag und andererseits als Unterkünfte für Messebesucher dienen. Ein Planungsprinzip, das in den 1990er Jahren zur Weltausstellung Expo 2000 wiederholt wurde.

Links
Webseite des kommunalen Wohnungsunternehmens www.gbh-hannover.de
Stadtteilverein SchMitt e.V. www.hannover-mittelfeld.de